Aus der Laudatio zur Verleihung des Kunstpreises der Sparkasse und des Kunstvereins Paderborn von Prof. Dr. Walter Schrader:

Mit dem diesjährigen Kunstpreis der Sparkasse und des Kunstvereins Paderborn wird ein Werk ausgezeichnet, das sich selbst durch Kontinuität, Konsequenz, Qualität und Einheitlichkeit, sowie durch seine ausdrückliche Bindung an humane Werte auszeichnet.

Am Anfang ihres freien Schaffens – nicht mehr bestimmt durch Studien -Aufgaben – steht eine Reihe von Bildern, die bei ihr unter der Rubrik „Ikonen” geführt werden. Darunter ist nicht eine Bildgattung zu verstehen, die nach byzantinischen Ikonen aussieht; vielmehr zeigen sich auf diesen Blättern – oft durch Symmetrie geordnete – Bildzeichen, die unweigerlich den Eindruck von Pracht, Prächtigkeit und Bedeutung erwecken, als kämen sie aus der Welt des Geistes und der wahren Schönheit auf unsere Erde.
Indem sie sich nicht als Abbilder von Weltdingen verstehen lassen, scheinen sie auf Transzendentes hinzuweisen. Dieser Hinweis auf Transzendenz kann vom Betrachter verstanden werden; er wird selbst von denen verstanden, die damit nichts anfangen können oder wollen. Diese Zeichen sind über ihr Zeichen-Sein hinaus Bild gewordene Zeichen, die nicht in einer Konvention stehen, sondern dem Betrachter, genau wie auch der Künstlerin, als Geschenk einer Vision entgegenkommen.

Das von Ingrid Moll-Horstmann angewandte künstlerische Verfahren bei ihren Holzschnitten ist beispielhaft für eine solche Art der Bildgewinnung, indem sie nämlich meistens mehrere Druckplatten für ein Bild nacheinander schneidet
und druckt. Dass der gestalterische Dialog gelungen ist, wovon sich der Blick ergreifen lassen muss, macht die Qualität ihrer Werke aus.

Die Wahl und die Bindung ihrer Bild-Themen an humane Werte ist zunächst persönliches Bekenntnis und ruht in der Unantastbarkeit der Würde des Menschen.

Die Einheitlichkeit ihres Werkes wird klar, wenn man die allen Arbeiten gemeinsamen Faktoren bemerkt, die sich durch die verschiedenen Themen-Bereiche und Werkgattungen hindurchziehen. Gerade bei letzteren kann man erkennen wie sich die eine aus der anderen konsequent entwickelt.

Zum einen größeren und kleineren Bildtafeln mit Acryl-Farben gem alt, zum Teil als zusammengehörigen Serien, zum anderen entstanden Werke der Glasmalerei, die als Einzelscheiben oder als Glasfenster gestaltet wurden.

Allen diesen Werken ist gemeinsam, dass sie die gemalte Gestalt auf die Ebene des Symbols heben. Aus der Darstellung des Feuers wird das Feuer zum Symbol, wie es beim Wasser geschieht, beim Mond, der Sonne, dem Leid, usw. dem Sonnengesang des Franz von Assisi folgend.

Ganz deutlich wird dieses auch in einer sehr bemerkenswerten Reihe von kleineren Bildtafeln, die mit Wasserfarben gemalt, gezeichnet und mit Inschriften versehen sind. Die Bildgestalten werden unmittelbar als Symbole empfunden, und der unter den Symbolfiguren stehende Text – in nicht lesbaren Schriftzeichen – als der sprachliche Ausdruck für die Inhalte das Symbols verstanden. Gemäß folgendem Reim: „Also kündet der Prophet, du selbst musst lesen, was hier steht.”
Die Schriftzeichen wechseln von Bild zu Bild ihren Duktus und Charakter mit einer großen Breite des Erfindungsreichtums, immer in ihrer Art auf das Bildsymbol bezogen, so dass nicht der Eindruck der Vermehrung einer schematisch erzeugten Werk-Serie entsteht.

Mit den Wandteppichen hat es folgende Bewandtnis: Die Entwürfe und Vorlagen stammen von Ingrid Moll-Horstmann, und die meisten der Teppiche wurden unter Anleitung der Künstlerin in Gemeinschaftsarbeit von Mitgliedern der jeweiligen Kirchengemeinden gestickt. Die Tatsache der zahlreichen Mitwirkung von Gerneindemitgliedern an der Realisierung der Werke für den Kirchenraum beweist die hohe Akzeptanz dieser modernen künstlerischen Visionen im religiösen Bereich unserer Gegenwart.

zurück